ein Bericht von Claus Lippert:
Gleich einmal vorweg: Noch nie in der Geschichte des Generali Race to Kitzbühel waren die am Ende eines jeden Turniers an die Sieger gehenden türkis schimmernden Kristall-Trophäen härter erkämpft und verdienter gewonnen als an diesem vergangenen letzten Juni-Wochenende in Baden. Das hatte einerseits mit dem Wetter des für drei Tage anberaumten Events beim Badener AC zu tun, und andererseits mit einer paralell über die Bühne gegangenen Veranstaltung, die – nennen wir es eimal höflich – mit „irritierenden Nebengeräuschen“ Einfluss auf das Tennisfest“ in der Dammgasse hatte.
Die thailändische Community Niederösterreichs feierte eine Sause, und das richtig laut. Was genau die „Thais“ da 48 Stunden lang zelebrierten ist nicht überliefert. War es eine Feier zum Geburtstags des Königs oder zum Ende der Regenzeit? In jedem Fall war es aber für hochkonzentrierte Tennisspieler eine Mammutaufgabe, den Fokus zu halten, die Ruhe und die für Tenniscracks übliche Contenace zu bewahren. Die in Baden und Umgebung lebeden Menschen des für tropische Stände, goldene Tempel und pompöse Paläste bekannten Landes in Südostasien, hatten direkt vor der schmucken Tennisanlage des BAC mit asiatischen Köstlichkeiten und thailändischen Spezialitäten ein wenig Flair des Königreichs am Indopazifiks erzeugt. So mancher der Teilnehmer des Generali Race in Baden wähnte sich so beim Betreten der Anlage bei den Bangkok Open.
Herrlich schmeckende Köstlichkeiten und der musikalische Wahnsinn auf der „Thai-Wiesn“
Das wäre alles weiter nicht so schlimm gewesen, wenn es die bekannt freundliche und immer lächelnde Thai-Community beim Verkosten von thailändisch zubereitetem Fisch, Huhn, Reis und Nudeln belassen hätte. Weniger gelungen als die kulinarischen Asia-Köstlichkeiten war hingegen die musikalische Darbietung einer Gruppe von sängerisch limitiertem Talent auf der „Thai-Wiesn“, die eher bescheiden performte, und dem Klang von wenig melodischem Angst- und Schmerzgeschrei ähnelte. Die kostümierten „Karaoke-Talente“ waren von einer Teilnahme am Songcontest noch weiter entfernt, als die nebenan spielenden Hobbyspieler des Generali Race an einem Start beim anstehenden dritten Grand Slam Turnier in Wimbledon. So wurde das Wochenende zur Tortur des Trommelfells, das so mancher Teilnehmer in der Nachbetrachtung als wichtigsten Körperteil des fünften Qualiturniers der Ostregion ortete.
Generali Race Baden – Turnier mit zwei Jahreszeiten
Neben dem arg beanspruchten Trommelfell, mussten die Teilnehmerinnen des Generali Race Qualiturniers in Baden aber auch wieder körperliche Strapazen der besonderen Art aushalten. Das Wetter spielte nämlich in den drei Baden-Tagen wirklich verrückt. Am Freitag gab es zur Eröffnung statt „Serve & Volley“ einen totalen „Wash-‚Out“, durch den sich das restliche Programm auf zwei Tage komprimierte. Dazu hatte die Baden-Ausgabe des Generali Race auch noch mit dem Australian-Open-Phänomen von mehreren Jahreszeiten während eines Turniers zu tun. Der Samstag mit starker Bewölkung, stürmischem Wind und kühlen Temperaturen hatte Herbst-Charakter, ehe am sonntägigen Finaltag mit Sonne satt und Temperaturen um die 28 Grad ein Stück Sommer in die Kurstadt im südlichen Niederösterreich zurück kehrte.
Auch das belastete die Spieler, die beim ausgerufenen „Showdown Baden“ im Kampf um die 24 Startplätze für das mit 10000 Euro dotierte Tiebreak-Shootout in Kitzbühel an ihre Grenzen gingen. Am besten kamen aber auch mit all diesen Um- und Widerständen die arrivierten und erfolgsverwöhnten Akteure des Generali Race zurecht, was uns zur obligatorischen Leistungs- und Ergebnisbilanz des zurückliegenden Wochenendes bringt.
Volbert mit Last Minute Ticket, und wird Johann Schwar der tragische Held des Baden-Wochenendes?
Im 3er-Bewerb schwang sich Deutschlands Jungstar Milan Volbert im alllerletzten Moment noch zum einem Ticketgewinn für das Finalturnier in Kitzbühel auf. Der 18jährige mit der mächtigen Vorhand, verhindert im Endspiel gegen Christian Hauer eine mögliche Titelverteidigung des 34jährigen Vorjahressiegers, der sich aber angesichts seines zweiten Endranges im Race mit dem ebenfalls eroberten Finalticket über die Endspielniederlage hinwegtrösten konnte. Im 4er-Bewerb, der eigentlich ob des „line ups“ als solcher gar nicht durchgeht, siegte Johann Schwar nach einer dramatischen Matchtiebreak-Entscheidung gegen Rumäniens Cosmin Ionce mit 4:6, 6:2, 10:7.
Und doch könnte der 50jährige Routinier der tragische Held des Wochenendes sein, denn in seinem eigentlichen Stamm-Bewerb der ITN Kategorie 5, bleibt nach seinem Viertelfinal-Aus nur der undankbare fünfte Platz, und das nur einen lächerlichen Punkt hinter dem für die erfolgreiche Kitzbühel-Quali notwendigen vierten Rang. Im 4er-Bewerb gab es neben Schwar mit dem unterlegenen rumänischen Finalisten Cosmin Ionce und TC Strebersdorf-Aufschlagkanone Kevin Suppin aber noch zwei weitere strahlende Gesichter, die mit ihren eroberten Baden-Punkten ebenfalls einen Startplatz beim 10.000 Euro Wahnsinn in Kitzbühel ergattert haben.
Fabian Röhsner mit Saison-Triple-Pack, und Sascha Rybak gewinnt finale Oldies-Show im 6er-Bewerb
Im ITN 5er-Draw schlug einmal mehr die große Stunde für Fabian Röhsner vom TC Mauerbach. Der bald 25jährige feierte mit seinem 11. Generali Race-Einzelsieg in Folge als erster Spieler in diesem Jahr einen Titel-Hattrick beim Generali Race to Kitzbühel, und katapultierte sich mit einer lupenreinen 11:0 Matchbilanz und 30 Race-Punkten in souveräner Manier ins Final-Event Anfang August in der Gamsstadt. Im Endspiel prolongierte Röhsner seinen Erfolgsrun mit einem 6:1, 6:2 Erfolg über Tobias Roth, der mit zwei Endspielteilnahmen beim Generali Race NÖ-Doppelpack ebenfalls einen Startplatz für Kitzbühel ergatterte. Der 6er-Bewerb wurde derweil zur großen Show der Oldies.
In der Hauptrolle dabei Sascha Rybak, der am gestrigen Sonntag eine Gewalts- und Willensleistung vollbrachte, mit drei Matches am Stück und drei Siegen in Folge sein drittes Generali Race Kristall einsackte, und im letzten Abdruck ebenfalls sein nicht mehr erwartetes Final-Ticket für das 10000 Euro Spektakel in „der“ Sportstadt der Alpen löste. Nachdem der 51jährige im Viertelfinale Lokalmatador Nikolaus Kambersky im Matchtiebreak niedergerungen, und im Semifinale den spielstarken Valentin Hahn in zwei Sätzen in die Schranken gewiesen hatte, kam es im finalen Oldies-Duell gegen den 43jährigen Norbert Koller erneut zu einer hauchdünnen Tie-Break-Entscheidung. Spielerisch -aufgrund der körperlichen Strapazen der beiden vorangegangen Matches – nicht mehr oberstes Regal, ließen beide Spieler aber körperlich alles auf dem Platz, und machten das im Finish episch anmutende Endspiel zu einem der Höhepunkt des Tages.
Ferdinand Holdhaus als fünftes Mitglied im elitären Club der Generali Race to Kitzbühel Rekordchampions
Neues Wochenende, neues Turnier, und schon wieder ein neuer Rekordsieger beim Generali Race to Kitzbühel. Ferdinand Holdhaus holte am Sonntag Nachmittag im 7er-Bewerb seinen vierten Titel im Rahmen dieser heuer mit 10000 Euro dotierten größten Tennisturnierserie für Hobbysportler in Europa, und vergrößerte den „elitären Club der Rekordchampions“ auf fünf Spieler. Zudem untermauerte der 23jährige einmal mehr seinen Ruf als Konditionswunder, diesmal mit drei Siegen am Stück, wobei zwei in einem nervenaufreibenden Match-Tiebreak gelangen. Das Comeback im Semifinale gegen den überraschend starken Rumänen Laurentiu Florea und der Zittersieg im Endspiel gegen Roman Kump vom TC Ortmann bescherten Holdhaus den Status Rekordsieger, gemeinsam mit den Herren Ali Sharif, Erik Rakhmatulin, Tom Bader und Inas Sarajlic. Ach übrigens: Für die Kump-Fans unter den Lesern dieses Artikels:
Der 48jährige klagte eine Woche nach seinem Südstadt-Auftritt diesmal nicht über die Hitze und schwindende Kräfte, und stand körperlich problemlos einen Triplepack an Tennismatches durch. Kein Wunder, hatte er sich doch mittags mit thailändischem Huhn und Reis gestärkt. Im 8er-Bewerb blieb schließlich noch der serbische Newcomer Aleksandar Dormosev erfolgreich, mit der Spielstärke im Vergleich zu seinem ITN-Rating war das aber keine große Geschichte wert. Am Schluss gab es dann noch eine stimmungsvolle Siegerehrung, höchst sympathisch begleitet von Klaus Stangler, der in seiner Doppelfunktion als Generali-Bezirksdirektor in Baden und Mitglied des BAC-Direktoriums seinen Nachmittag interessiert und fachsimpelnd mit den Stars des Generali Race Baden verbrachte, und am Ende den glücklichen Siegern mit überreichtem Kristall gratulierte. Ach ja: Das wirkliche Ende machte diesmal ein – Achtung – THAI-Break-Shoutout! Schön war sie, die 2023er-Ausgabe des Generali Race to Kitzbühel in Baden.